Fledermäuse sind , die perfekt an den Luftraum angepasst sind. Meistens nutzen sie die Nacht zum Nahrungserwerb. Die Fledermäuse (Microchiroptera) stellen eine Unterordnung der (Chiroptera) dar. Die zweite Unterordnung sind die Flughunde (Megachiroptera). Chiroptera bedeutet übersetzt so viel wie "Handflügler": Bei Fledertieren ist die Hand zu einem Flügel umgestaltet. Er wird durch Finger aufgespannt und kann wie ein Regenschirm zusammengefaltet werden. Neben den n sind Fledertiere die einzigen , die aktiv fliegen können. Fledermäuse sind deutlich kleiner als Flughunde, manche haben eine Körperlänge von nur wenigen Zentimetern. __TOC__
Verbreitung
Fledermäuse kommen auf allen Kontinenten der Erde mit Ausnahme der Antarktis vor. Sie stellen eine sehr artenreiche Tiergruppe dar. So kennen wir bis heute weltweit ca. 200 Arten der Flughunde und ca. 800 Arten der Fledermäuse. Innerhalb der Klasse der "Säugetiere" sind die Fledertiere nach der Ordnung der "Nagetiere" (Rodentia) die artenreichste Ordnung.
Entwicklungsgeschichte
Fledermäuse gibt es schon seit erdgeschichtlich langer Zeit. So ist in der Grube Messel bei Darmstadt ein Fledermaus-Fossilien|Fossil gefunden worden. Es stammt aus dem , einem Erdzeitalter, das ungefähr 50 Millionen Jahre zurück liegt. Der Körperbau der fossilen Fledermäuse aus jener Zeit entspricht bereits dem heutigen Bauplan dieser Tiere.
Ernährung
Die meisten Fledermausarten ernähren sich von , die sie teilweise im Flug erbeuten. Größere Arten fressen auch kleinere Säugetiere, Frösche und Fische. Von einer Art ist bekannt, dass sie andere, kleinere Fledermausarten in der Luft jagt. In den Tropen und Subtropen gibt es aber auch eine Menge vegetarisch lebender Arten, die Früchte fressen oder Nektar trinken. Diese Arten spielen eine wichtige Rolle für die Pflanzen, deren Blüten sie bestäuben und deren Samen sie verbreiten.
Vampirfledermäuse
Nur ganze 3 Arten in Südamerika, der Gemeine Vampir (Desmodus rotundus), der Weißflügelvampir (Diaemus youngi) und der Kleine Blutsauger, auch Kammzahnvampir genannt, (Diphylla ecaudata ) ernähren sich vom anderer Säugetiere oder Vögel. Dabei saugen sie ihrem Opfer, z.B. Rindern, das Blut nicht aus, sondern ritzen mit ihren messerscharfen Zähnen die Haut etwas ein und lecken das ausfließende Blut auf, was ihre Opfer normalerweise nicht bemerken. Ihr Speichel enthält ein Enzym (Desmoteplase), das die Blutgerinnung unterbindet. Synthetisierte Präparate, die das Enzym enthalten, unterdrücken die Blutgerinnung bis zu 20 mal länger als herkömmliche Mittel und es soll nach ersten Studien bis zu 150 mal stärker sein.
Vampirfledermäuse besitzen ein hoch entwickeltes Sozialverhalten; beim Gemeinen Vampir werden hungrige Tiere von Artgenossen gefüttert, weil diese Tierart auf tägliche Nahrungsaufnahme angewiesen ist.
Vampire können dem Menschen nur als Krankheitsüberträger gefährlich werden. Besonders die wird von ihnen übertragen.
Echoortung
Ein erstaunliches Merkmal der Fledermäuse ist ihr Echoortungssytem. Dabei stoßen sie kurze Schreie im bereich aus und empfangen die reflektierten Echos. Dadurch sind sie in der Lage, sich auch in völliger Dunkelheit zu orientieren. Das Echoortungssytem der Fledermäuse ist so genau, dass sie damit fliegende in der Luft orten und jagen können. Manche Fledermäuse wie die Fransenfledermaus (Myotis nattereri) können noch Insekten und Spinnen fangen, die nur wenige Zentimeter vor der Vegetation hängen und deren Echos mit den Echos des Vegetationshintergrundes zeitlich überlappen. Mitglieder der Familie der Hufeisennasen (Rhinolophidae) können sogar einzelne Insektenarten aufgrund ihrer Größe und typischen Flügelbewegung unterscheiden. Zur präziseren Ortung verändern sie die Frequenz (Tonhöhe) und Länge des Rufes sowie den Abstand zwischen den Rufen und stoßen beim Suchen andere Rufe aus als direkt vorm Beutefang. Derartige Ortungs-Techniken kommen auch bei Radargeräten von Jagdflugzeugen zur Anwendung. Im Gegensatz hierzu ist das menschliche Richtungshören (ohne Ausstoßung von Schallwellen) keine Ortung, sondern wird mit Lokalisation (Akustik)|Lokalisation bezeichnet.
Das Fledermausjahr
Im Spätsommer, etwa ab Ende August, suchen die meisten europäischen Fledermausarten nach geeigneten Winterquartieren, die ihnen für die kalten Monate ausreichend Schutz bieten. Fledermäuse sind Winterschlaf|Winterschläfer und entsprechend während des Winters abhängig von Unterschlupfmöglichkeiten, wo sie gleichmäßige Witterungsbedingungen vorfinden und gleichzeitig für ihre Feinde nicht gut erreichbar sind. Perfekte Winterquartiere stellen Höhle|Höhlensysteme (siehe auch Höhlentiere) dar, aber auch Stollen (Bergbau)|Stollen und Festungsanlagen werden gerne angenommen.
So ist das größte bekannte Winterquartier das etwa 50 Meter unter der Erde liegende Bunkersystem des Ostwall|Ostwalles aus dem Zweiten Weltkrieg in Westpolen in Nietoperek bei Miedzyrzecz.
Hier überwintern jährlich bis zu 30.000 Fledermäuse in zwölf Arten.
Weitere wichtige Quartiere sind die Kalkberghöhle in Bad Segeberg und die Zitadelle Spandau, eine Festungsanlage in Berlin. Häufiger sind jedoch Quartiere, die nur eine relativ geringe Anzahl der Tiere beherbergen.
Für den Winterschlaf legen die Fledermäuse spezielle Fettvorräte an, deren alleiniger Zweck es ist, während des Aufwachens die notwendige Energie zu liefern, mit der wieder die normale Körpertemperatur erreicht werden kann. Während des Winterschlafes sinkt die Körpertemperatur bis auf wenige Zehntel Grad über der Umgebungstemperatur, aber nicht tiefer als die Temperatur, bei der das Blut nicht mehr in der Lage ist, Sauerstoff zu transportieren.
Heimische Fledermäuse
Heimische Arten
- Hufeisennasen (Rhinolophidae)
- Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum)
- Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposiderus)
- Mittelmeer-Hufeisennase (Rhinolophus euryale)
- Blasius-Hufeisennase (Rhinolophus blasii)
- Meheley-Hufeisennase (Rhinolophus mehelyi)
- Glattnasen (Vespertilionidae)
- Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)
- Teichfledermaus (Myotis dasycneme)
- Große Bartfledermaus (Myotis brandtii)
- Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus)
- Wimperfledermaus (Myotis emarginatus)
- Fransenfledermaus (Myotis nattereri)
- Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)
- Großes Mausohr (Myotis myotis)
- Kleines Mausohr (Myotis blythii)
- Großer Abendsegler (Nyctalus noctula)
- Kleiner Abendsegler (Nyctalus leisleri)
- Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)
- Nordfledermaus (Eptesicus nilssoniis)
- Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus)
- Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)
- Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)
- Weißrandfledermaus (Pipistrellus kuhlii)
- Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus)
- Alpenfledermaus (Hypsugo savii)
- Braunes Langohr (Plecotus auritus)
- Graues Langohr (Plecotus austriacus)
- Balkan Langohr (Plecotus kolombatovici)
- Alpen-Langohr bzw. Kaukasisches Langohr (Plecotus macrobullaris)
- Sardisches Langohr (Plecotus sardus)
- Kanaren-Langohrfledermaus (Plecotus teneriffae)
- Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus)
- Langflügelfledermaus (Miniopterus schreibersii)
Eine Reihe weiterer Arten sind in Südeuropa heimisch, darunter auch ein Vertreter der Bulldoggfledermäuse (Mollossidae), die Europäische Bulldoggfledermaus Tadarida teniotis.
Fledermäuse in Mythologie und Symbolik
In Portal China|China gilt die Fledermaus als Symbol für Glück und Gewinn, in Europa hingegen werden sie seit dem frühen Mittelalter dämonisiert. Fledermäuse werden mit der und deshalb mit dem assoziiert, auf einigen Darstellungen aus dem 14. Jahrhundert verlassen die Seelen beim Sterben den Körper in Form einer Fledermaus. Daraus könnten auch die europäischen Vampirsagen entstanden sein, die es bereits gab bevor die mittelamerikanischen Vampirfledermäuse bekannt waren.
Ein alter Aberglaube besagt, dass sich Fledermäuse gerne in Frauenhaare wickeln. Dieser entstand vermutlich aus dem christlichen Vorstellung heraus, dass die Haare von Frauen Dämonen bzw. allgemein "das Böse" anziehen (weshalb in vielen Glaubensvorstellungen Frauen ihre Haare bedeckt halten müssen).
Sonstiges
Am 24. November 2002 verursacht ein Fledermausbiss den ersten fall bei einem Menschen in Großbritannien seit 100 Jahren.
Siehe auch
Europäische Fledermausnacht, The Bat Conservation Trust, Naturschutzgebiet Nietoperek
Literatur
- Niethammer J., Krapp F. (Hrsg): "Handbuch der Säugetiere Europas. Band 4/1: Fledertiere; AULA Verlag, Wiesbaden 2001, ISBN 3-89104-638-3 (sehr detailliertes und aktuelles Fachbuch)
- Niethammer J., Krapp F (Hrsg): "Handbuch der Säugetiere Europas. Band 4/2: Fledertiere; AULA Verlag, Wiesbaden 2004, ISBN 3-89104-639-1 (sehr detailliertes und aktuelles Fachbuch)
- Björn Siemers/Dietmar Nill (Hg.): "Fledermäuse - das Praxisbuch" Echo-Ortung, Jagdverhalten, Quartiere, Fledermausdetektoren. blv
- Wilfried Schober/ Eckhard Grimmberger (Hg.) 1998: "Die Fledermäuse Europas. Erkennen - bestimmen - schützen." Kosmos, ISBN 3440075974
- Simmons, N. B. & J. H. Geisler. 1998. Phylogenetic relationships of Icaronycteris, Archeonycteris, Hassianycteris, and Palaeochiropteryx to extant bat lineages, with comments on the evolution of echolocation and foraging strategies in microchiroptera. Bulletin of the American Museum of Natural History, 235:1-82.
Weblinks
- Über Fledermäuse:
- Organisationen:
- Anderes:
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